Haus Familie Stirling

Gast

"SAAAL!" Die Stimme meines Bruders klang nicht grade erfreut. Aber auch nicht wütend. Ich öffnete meine Augen und blinzelte den zarten Sonnenstrahlen entgegen, die durch das halb zugewachsene Fenster schienen. Jemand polterte die Treppe hoch. "SAL!" ,erklang wieder die Stimme meines Bruders, dieses Mal allerdings etwas wütender. Trotzdem lag etwas in seiner Stimme, was ich nicht ganz zuordnen konnte. War es Verwirrung über irgendwas? War es Angst, dass unser Vater irgendwie sauer auf ihn sein könnte? Oder doch etwas Besorgnis? Aber warum sollte er besorgt sein? Ich starrte die Decke an als nun endlich die Tür auf ging und mein Bruder im Türrahmen stand. Patrick sah mich mit seinen kastanien-braunen Augen an. Ein paar schwarze Haarsträhnen hingen ihm vor die Stirn und er atmete schwer. Sein Blick war tatsächlich besorgt und er krallte sich regelrecht an der Türklinke fest. Langsam und mit einer bösen Vorahnung setzte ich mich auf. Und als ich dann das beige-braune Kleid an meinem Schrank sah, fiel es mir ein: Heute ist die Ernte. Nicht schon wieder. Letztes Jahr habe ich schon einen guten Freund verloren. Vor drei Jahren wurde mir durch die Hunger Spiele mein Bruder Brian genommen. Patrick atmete noch einmal tief durch, und nahm mich dann wie jedes Mal vor der Ernte in den Arm. Sofort fing ich an zu schluchzen, da ich mich an den Abschied von Brian erinnerte. Ein Zittern durchfuhr meinen Körper und er drückte mich nur noch doller an sich ran. "Brian ich... "Sie werden dich nicht ziehen, das dürfen die mir nicht antun" Er schluchzte ebenfalls. Eine gefühlte Ewigkeit standen wir beide eng umschlungen da und weinten, bis wir das Brüllen unseres Vater hören konnten. Patrick strich mir noch einmal durchs Haar und ging dann in sein Zimmer. Ich wandte mich zum Kleid, nahm es vom Bügel und legte es aufs Bett. Leichtfüßig ging ich in das kleine Badezimmer, wusch mich und versuchte mich ein kleines bisschen hübsch zu machen. Meine braun-rötlichen Haare band ich nicht zurück, damit sehe ich immer so streng aus. Ich lies sie einfach offen über meine zierlichen Schultern fallen. Dann zog ich das Kleid an. Dazu trug ich noch ein Paar braune Stoffschuhe. Zitternd traute ich mich die Treppe runter und mein Bruder guckte mich an. Dann wanderte mein Blick zu meinem Vater und er nickte aufmunternd. Ich schaff das. Die werden mich nicht ziehen. "Komm, wir müssen los." Patrick nahm meine Hand und wir gingen los.

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