cf: Marktplatz
Amy trat mit versteinertem Gesicht in das Justizgebäude des Distriktes. Friedenswächter standen vor dem Eingang des Raumes, den das kleine Mädchen betreten sollte, um sich dort von ihren Familienmitgliedern zu verabschieden. Sie war ein Tribut. Irgendwie machte ihr dieser Gedanken keine Angst. Das Gefühl in ihrer Brust war dumpf und pochend. Sie ließ sich auf dem Sofa nieder und schloss einen Moment die Augen.
„Amy!“ Der Ruf ließ sie ihre Augen wieder öffnen. Ihr Bruder Jacob kam auf sie zu gerannt und warf sich in ihre Arme, sodass sich nun doch Tränen in ihren Augen bildeten. Sie hatte doch nicht weinen wollen. „Du musst überleben, hörst du? Du musst überleben.“ Die Worte des Jungen waren nur ein gemurmeltes Durcheinander und es brach dem 12-jährigen Mädchen das Herz ihren Bruder so aufgelöst zu sehen. Als sie über die Schultern ihres Bruders hinüberschaute, begegnete sie dem Blick ihres Vaters, der dieser Szene einen traurigen und schmerzvollen Blick zuwarf. Wusste er, dass es wahrscheinlich das letzte Mal war, dass er seine Tochter sehen würde? Eine Träne rollte über Amys Wange. Sie wollte nicht weg. Sie wollte hierbleiben.
Jacob hatte angefangen zu schluchzen und ihr Vater setzte sich schließlich neben sie und legte seine Arme um seine Kinder. „Du kannst das schaffen, Maus, okay? Du hast ein starkes Herz.“ Beinahe hätte Amy gelacht. Sie hatte ein starkes Herz? Was würde ihr das zwischen all den Mördern helfen? Eigentlich war sie schon so gut wie tot. Ein Friedenswächter öffnete die Tür und zerrte plötzlich meine Familie aus dem Raum. Ich warf ihnen noch einen verzweifelten Blick zu. Jacob wehrte sich, doch gegen den Friedenwächter hatte ein 10-jähriger keine Chance. Es war wahrscheinlich wirklich das letzte Mal, dass sie ihre Familie sehen würde.
Noch 2 Minuten trat ein anderer Friedenwächter mit rotem Haar in den Raum und sagte ihr, dass es Zeit war, zum Zug zu gehen, der sie in Richtung Kapitol bringen würde. Amy hätte gern ein Andenken an diesen Distrikt mitgenommen, doch dafür war keine Zeit. Sie nickte langsam, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht, dann erhob sie sich und trat mit dem Mann aus dem Justizgebäude.
Tbc: Zug Distrikt 8