Marktplatz

Gwendolyn stand hinter der Bühne und wartete darauf, dass die alljährliche Ziehung der Tribute stattfinden würde. Das Gemurmel der Menschen, der Eltern, die um das Leben der Kinder fürchteten, der Kinder, manche voller Angst, manche voller Erwartung, erfüllte die Luft wie das Gesumme eines riesigen Bienenschwarms. Sie hasste das. Sie hasste diese Hungerspiele, sie hasste alles daran. Mit einem Seufzen strich sie sich durch die braunen Haare.

"Zela mit Z",sagt ein Mädchen vor mir. Sie ist etwa 17. "Müssen die Namesaufschreiber einen immer falsch schreiben?" Mich kennen sie zum Glück schon. Denn ich befinde mich seint meinen 9-12 Lebensjahr im Moment bis hin zum 12-15 in der Ernte. Aber jedes Jahr mit nur einem Eintrag. Dafür bis ich 18-21 bin. Also neun Jahre, an Stelle von sieben. Ich nicke nur, sie schreiben meinen Namen auf und ich stelle mich irgendo zwischen 12 und 15 hin und pfeife eine Melodie.

Ich lehnte mich gegen den silbernen Pfeiler der Bühne und wartete. "Miss Freeman! Auch schon da." Ich spürte, wie mein Abendessen hoch kam, als ich die Stimme des Kapitolbewohners hörte. "Wie Sie sehen bin ich da", knurrte ich wütend und reckte das Kinn trotzig in seine Richtung. Ich hasste diese aufgeplusterten Kapitolleute. Der Typ schnaubte und trat beleidigt von dannen. Ich starrte ihm hinterher.

Mein Dad hatte mich gewzungen den Computer heute auszulassen.
So konnte ich nicht meinen Hobbys nachgehen, dafür war ich ein letztes Mal trainieren gewesen, ehe es hieß, dass ich zur Ernte musste.
Nun war ich frisch gewaschen und trug ein blaues, kienlages Kleid meiner toten Mutter.
Mein Dad hatte auf meinen Anblick gesagt, dass sie sicher stolz auf mich gewesen wäre.
Nachdem ich mich eingetragen hatte, nahm ich meinen Platz bei den anderen Mädchen ein.
Nun waren es nur noch zwei Jahre, die ich nicht gezogen werden musste um wirklich zu überleben.
Die Mädchen um mich herum tuschelten, waren wahrscheinlich genauso aufgeregt wie ich.
Wir alle hofften, dass es uns nicht traf und dennoch würde mindestens eine wieder in die Arena müssen.

Ich sprang schnell und geschickt über die Stufen der Bühne und setzte mich auf den unbequemen Stuhl. Viele der ängstlichen Kinder und Erwachsene sahen mich an und ich lächelte halb zu ihnen zurück. Es war jedes Jahr so, dass sie hofften, dass ich ihre Kinder wenigstens etwas trainieren konnte, damit sie nicht sofort starben. Interessierte es sie überhaupt, dass auch in mir etwas starb, wenn ich dabei zusah, wie kleine Kinder und Jugendliche sich töteten, um am Ende zu überleben?
Ich schüttelte einen Moment den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen, schlug die Beine übereinander und wartete.

Name des Charakters: Glücksfee von D3
Eigentliche Charakter: Ally Rojas

Nachdem alle Einwohner von Distrikt 3 sich auf dem Marktplatz versammelt hatten konnte es endlich losgehen. Die ganze Zeit schon stöckelte ich in meinen zu hohen Schuhen über die Bühne. Ein breites, weißes Lächeln umspielte meine hellblauen Lippen. Nachdem der Bürgermeister seine Rede gehalten hatte und der kleine Film aus dem fernen Kapitol abgespielt wurde, ging ich langsam zum Mikrofon, dass in der Mitte der Bühne aufgestellt war. Meine perfekt lackierten Fingernägel – Babyblau mit vereinzelnden Glitzersteinchen – trommelten leicht auf dem Mikro und ich richtete alle Aufmerksamkeit auf mich.
„Meine Damen und Herren, liebe Kinder von Distrikt 3.“ flötete ich. „Dieses Jahr finden die 73. Hungerspiele statt. Und ich wette, dieses Jahr wird ein weiteres spannendes Spiel stattfinden." Strahlend sah ich in die Menge, die allerdings mein strahlen nicht erwiderte. Doch das war mir egal. „Und nun, kommen wir zum wichtigsten Teil. Die Ziehung der Tribute.“ Bei den letzten Worten hob ich meinen Arm schwungvoll und ging hinüber zu der Mädchenkugel. Die große Glaskugel enthielt viele ordentlich zusammen gefaltete Zettel. Ich steckte meine Hand in die Kugel vermischte alles noch einmal und zog sorgfältig den Zelter für den weiblichen Tribut heraus. Dann verlas ich klar und deutlich den Namen: „Blythe Dearborn“ Ein raunen ging durch die Menge. „Komm rauf Schätzchen.“
Nachdem das tapfere Mädchen auf die Bühne gekommen war, tippelte ich hinüber zu der Jungenkugel. Der gleiche Ablauf, dann kam der Name: „Eli Meverall“ Auch ihn holte ich auf die Bühne. Ich fragte nach Freiwilligen, doch es meldete sich niemand. Dann gaben sich beide die Hände und wurden ins Justizgebäude gescheucht.

Ich stand da, wartete wie immer darauf, dass irgendein Name fällt, bloß nicht meiner.
Doch die Distrikttante hatte ihren Arm nach langem Rumgewühle, wieder aus der Schüssle gerissen und verkündete meinen Namen.
Irgendetwas war falsch an der Situation, falsch war, dass mein Name verkündet wurde.
Es kam mir so vor, als wollten mir meine Beine wegbrechen, doch dann wurde mir bewusst, das Kapitol sah zu, sie wollten solch eine Schau, die durfte ich ihnen nicht geben.
Also ging ich zielsterbig auf die Bühne und stellte mich neben die Distrikttante.
Der Junge war einen ganzen Kopf kleiner als ich, doch ich reichte ihm meine Hand, ehe ich in das Gebäude ging, ohne mich auch nur einmal von den Friedenswächter anfassen zu lassn.

---> Justizgebäude

Mein Blick wanderte zu den Tributen, die ich dieses Jahr unterweisen sollte. Ich versuchte zu analysieren, ob sie eine Chance in der Arena hatten oder nicht. Die Kapitolbewohnerin, die dieses Jahr die Glücksfee unseres Distrikts war, blickte den beiden mit einem breiten Lächeln hinter her, was mich nur leicht den Kopf schütteln ließ. Mit einer schnellen Bewegung hatte ich mich erhoben und begab mich nun in Richtung der Menschenmassen, die wohl am Zug warten würden, der ins Kapitol fahren würde.

Ein unglückliches Stönen ging durch die Menge, wie immer wenn ein Zwölfjähriger gezogen wird. Mein Mittribut war ein großes Mädchen, etwa 18, was eigentlich ganz nett aussah, aber so groß!
Ich kam hinauf auf die Bühne. Gar nicht unwillig, eher hüpfend. Unsere Glücksfee sah mich fragend an. "Bist du bereit für die Spiele, Kleiner?"
Ich sah sie lächelnd an "Nein" sagte ich einfach nur. Das Wort stand da in der Luft. Man spührte es förmlich.
"Sollen wir dann nach Freiwilligen fragen?"
"Nein. Ich kann nicht zulassen, das Jemand Anderes anstelle von mir in den Tod geschickt wird." Ich stockte, als mir klar wurde, was ich da eben gesagt hatte. Dann fuhr ich fort und diesmal klang meine Stimme fest, bitter und abweisend
"Die Hunger Spiele, hat keiner verdient" Ein Raunen ging durch die Menge. Ich ging wortlos zu meinem Mittribut, schüttelte ihre Hand. Alles Gerede ließ ich über mich ergehen, darüber, was für tolle Tribute wir doch wären und das wir sicher gewinnen würden. es floss einfach an mir vorbei. Ich hörte es, aber es hatte keine Bedeutung.
Dann gingen wir zum Justitzgebäude.
Schritt für Schritt dem Tode entgegen.